W. Fichtner
46 Jahre wohnte ich in Berlin, jetzt schon 20 Jahre im Oberharz. Opern und Konzerte besuchte ich regelmäßig. Erste und vorerst letzte Aufführungen in der Staatsoper: 1952 Abschiedsvorstellung Frau Lemnitz als Marschallin (Admiralspalast) und 2016 'Fidelio' im Schiller Theater. - Musik und Gesang sind für mich Zentrum meines geistigen und seelischen Lebens. Alle Widrigkeiten des öffentlichen und politischen Lebens werden unbedeutend, wenn ich genießen kann, was großen Komponisten 'eingefallen' ist. Am farbigen Abglanz hat man da das Menschenleben wie im Brennglas, nur mit viel Emotion durch die Musik unterlegt. Und das in der Oper von Monteverdi bis Janácek. Hören Sie sich z. B. die Philipp-Arie mit Orchestervorspiel im Don Carlo an, das darzustellen braucht ein Dichter viele Worte, ohne die Gefühle auszulösen, die Verdi ausdrückt. Ich habe jetzt Zeit und nutze sie mit Besuchen von Hamburg über Baden-Baden, Mailand, Dresden bis zur Staatsoper Berlin. Hoffentlich ab Oktober 2017 auch wieder Unter den Linden. Vielleicht spielen sie da ihre hervorragenden Meistersinger.